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Antigone - Heidi Holleis

Publikationsbeitrag Ausstellungskatalog NOT , 2018

Antigone, Skulptur in Form eines Scharfschützengewehres, 1:1, Aluminium, 2018

Antigone, digitaler Tintenstrahldruck und Schreibmaschine, 2018

Antigone, digitaler Tintenstrahldruck, 2018

Antigone, Tuschegrafik, 2018

Antigone, Tuschegrafik, 2018

Der Philosoph Marcus Steinweg beschrieb die Figur der Antigone des griechischen Dichters Sophokles als ein junges Mädchen, einen Teenager, deren Spiel kaum facettenreicher sein könnte. Es ist leicht und auch bestimmt, unschuldig und brutal, riskant und verspielt. Die Tiefe ihrer Wut, die genauso als Akt der Liebe und des Wahnsinns gedeutet werden kann, bleibt [1] Die Künstlerin Heidi Holleis spielt in ihrer Arbeit mit ebendiesem Facettenreichtum. Auf den ersten

Blick erinnert das Gesamtkonzept ihrer Arbeit Antigone an ein verspieltes Mädchenzimmer, das erst bei genauerem Hinblick eine mutige und fast schon infame Charakteristik offenbart, die auch auf die literarische Figur zutrifft. Die rosa Patronenhülsen betonen dezidiert den weiblichen Aspekt der griechischen Tragödie, in der sich die Protagonistin dem Befehl des Herrschers Kreon widersetzt und ihren gefallenen Bruder bestattet, um ihm ein Weiterleben im Hades zu ermöglichen.

Komplettiert wird die Arbeit von Tuschezeichnungen, deren figürliche Darstellungen sich nicht nur in das Motiv des Mädchenzimmers einfügen, sondern Antigone erneut in einem zeitgenössischen Kontext zeigen. Das Anagramm „ANTI–ONE“, die Einzige die sich widersetzt, sowie ein Bild eines bewaffneten Fauns, dessen androgynes Äußeres beispielsweise auch eine_n gefalle_n Krieger_in verkörpern könnte, lassen nicht nur unzählige Interpretationsmöglichkeiten offen, sondern illustrieren zugleich die zahlreichen Gesichter antigoneischen [2] Verhaltens.

 

Das Material Tusche wird traditionell aus Ruß gewonnen und lehnt sich somit an Asche an, die bereits in älteren Werken der Künstlerin eine tragende Rolle spielte. Vervollständigt wird die Installation im Inneren, durch eine Skulptur aus Aluminium, die ein pinkes Scharfschützengewehr abbildet und auf dem Dach der Ausstellungsfläche montiert ist. Denn wie Antigone, kann auch Kunst eine Widerstandsbewegung sein, die in den Wirklichkeiten des Sozialen, des

Politischen und der unterschiedlichen Ideologien der Zeit handelt.[3]

[1] Steinweg, Marcus (2002) `Die Philosophie und das Mädchen´, artmap. Online: https://artmap.com/marcussteinweg/text/die-philosophie-und-das-ma-dchen- (aufgerufen, am 20.08.2018)

[2] “Das Antigoneische Subjekt ist ein über sich hinaus beschleunigendes Subjekt seiner Atemlosigkeit, präziser Selbstübertreibung und Kopflosigkeit.“ - Steinweg, Marcus (2007) `Das antigoneische Subjekt´, Steirischer Herbst. Online: http://archiv.steirischerherbst.at/deutsch/Archiv/Jahre/steirischer-herbst-2007/Open-Ups-2007/Das-Antigoneische- Subjekt-3596 (aufgerufen, am 20.08.2018)

[3] Steinweg, Marcus (2002) `Die Philosophie und das Mädchen´, artmap. Online: https://artmap.com/marcussteinweg/text/die-philosophie-und-das-ma-dchen- (aufgerufen, am 20.08.2018)

 

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